Standardisierte, seriell gefertigte Bauteile bestimmen die High-Tech Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Menge an Produkten und damit verbundenen Daten in den technischen Spezifikationen stellen eine gewaltige Herausforderung für die historische und technische Bewertung dar. Damalige Produktdatenblätter und Kataloge sind heute nur noch schwer nutzbar, kaum greifbar und zumeist nur in analoger Form verfügbar. Unkenntnis und Unverständnis dieser in großen Mengen vorhandenen Bauteile führt bei Renovierungen und Instandsetzungen zu Austausch und Totalersatz, übertragbare Ansätze der nachhaltiger Reparatur und Erhalts fehlen bisher.
Prof. Andreas Putz von der Professur für Neuere Baudenkmalpflege an der TUM möchte der unnötigen Entsorgung von neuerer Bausubstanz mit dem Forschungsprojekt CONSTEMO entgegenwirken. Entscheidend für zukünftige Erhaltung, Reparatur und auch Nachnutzung wird die Fähigkeit sein, die verwendeten einzelnen Bauprodukte effizient und mit hoher Genauigkeit vor Ort zu identifizieren. Hierzu sollen zuerst Fenster in Stahl, Aluminium und PVC von Gebäuden, die zwischen 1960 und 1990 verbaut wurden, in den Blick genommen werden. Aus historischen Quellen und 3D-Scans generierte IFC-Daten werden in einem digitalen Archiv zusammengeführt. Diese Sammlung wird zum ersten Mal einen umfassenden Überblick und ein Verständnis von Fenstern in der spätmodernen Architektur geben, und damit eine wesentlichen Grundlage für deren nachhaltige Erhaltung und Wiederverwendung.
Seit 2018 hat Andreas Putz die Professur für Neuere Baudenkmalpflege an der TUM aufgebaut. In Forschung und Lehre befasst er sich mit Fragen der Erfassung und Erhaltung des Bauerbes der jüngeren Vergangenheit. Neben der Erarbeitung von Grundlagen zur Geschichte und Praxis der Bauwerkserhaltung seit dem 19. Jahrhundert stehen typische Materialgruppen und Konstruktionsformen der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts im Fokus seiner Arbeit, nicht zuletzt Metall-Glas-Fassaden von Verwaltungsbauten.
Andreas Putz studierte Architektur an der TU Dresden, der University of Edinburgh und an der ETH Zürich. Er war zunächst als angestellter Architekt in Basel, später in Dresden beschäftigt, und betreute ab 2009 den Umbau des ehemaligen Kaufhaus Schocken von Erich Mendelsohn in Chemnitz. Er war wissenschaftlicher Assistent am Institut für Bauforschung und Denkmalpflege der ETH Zürich, wo er 2015 promoviert wurde. Neben seiner freiberuflichen Tätigkeit als Architekt arbeitete er anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter am IRS Erkner/Berlin und als Postdoc am Institut gta der ETH Zürich. Er ist Mitglied des Vorstands des Arbeitskreis Theorie und Lehre der Denkmalpflege (AKTLD), Mitglied der Koldewey-Gesellschaft und des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS, und u.a. in der ICOMOS Monitoring Gruppe für das UNSECO Weltkulturerbe „Das Bauhaus und seine Stätten in Weimar, Dessau und Bernau“ tätig. Seit 2022 ist er Mitglied des internationalen wissenschaftlichen Beirats des Leibniz-Forschungsverbunds „Wert der Vergangenheit“.
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