Mobilitätsgerechtigkeit ist wichtig, weil sie soziale Gleichheit und Inklusion fördert und Konflikte in der Gesellschaft reduzieren kann. Sie trägt zur nachhaltigen Entwicklung bei, indem sie die Nutzung aktiver Verkehrsmittel steigert und Emissionen reduziert. Faire Zugänglichkeit verbessert zudem Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und erhöht die Lebensqualität und Zufriedenheit der Bürger:innen.
Der Mobilitäts(un)gerechtigkeitsatlas bietet klare Indikatoren und visualisiert komplexe räumliche Zusammenhänge von Mobilität in München. Ziel ist es, kritische Bereiche der Transportarmut zu identifizieren, in denen sozial benachteiligte Gruppen in verkehrsbenachteiligten Gebieten leben. David Durán, Leiter der Forschungsgruppe Mobilitätsgerechtigkeit, entdeckte dabei beispielsweise, dass Alleinerziehende in Berg am Laim besonders von Mobilitätsungerechtigkeit betroffen sind.
Der Atlas bezieht erstmals Daten zu sozialen Aspekten mit ein und kombiniert diese mit den Mobilitätsdaten aus den Münchner Stadtvierteln. Er zeigt beispielsweise geringe Erreichbarkeit von Gesundheitsdiensten in Gebieten mit vielen älteren Menschen oder geringe Verfügbarkeit von Radwegen in Vierteln mit einem hohen Anteil an Migrant:innen. Auch die Häufigkeit von Verkehrsunfällen in Gegenden mit vielen Familien mit Kindern wird dargestellt.
Der Atlas ist als Werkzeug gedacht, um Diskrepanzen in der Mobilitätsgerechtigkeit aufzuzeigen und Diskussionen zu initiieren. Nutzer:innen können die Daten analysieren und kritische Werte identifizieren, um gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Eine Zusammenfassung zeigt, wo sich sozial benachteiligte Gruppen und Verkehrsnachteile überlagern.
Dank des Atlas können alle Münchner:innen mitdiskutieren und die Mobilität in der Stadt verbessern. Perspektivisch findet das Modell jedoch nicht nur in München, sondern auch deutschland- und weltweit Anwendung. Erste Tests in Tunis zeigten, dass Mobilitätsbedürfnisse regional stark variieren: Dort hat Radfahren gegenüber Minibussen einen geringeren Stellenwert.