Er wurde am 13. März 1936 in Prag geboren, wo er mehrsprachig aufwuchs, da sein Vater im diplomatischen Dienst stand. 1954 legte er am Wilhelms-Gymnasium in München das Abitur als Vollhumanist ab. 1955 begann Igenbergs das Maschinenbaustudium an der damaligen TH München. Mit einem zwischenzeitlichen Auslandssemester an der ETH Zürich schloss er im März 1961 sein Studium als Diplomingenieur ab, um sogleich als wiss. Mitarbeiter beim wissenschaftlichen Rat der der Deutschen Gesellschaft für Flugwissenschaften unter Leitung von Prof. Dr. E. Truckenbrodt eingestellt zu werden. In dieser Zeit entwickelte und organisierte Igenbergs den ersten Lehrgang für Raumfahrttechnik in Deutschland. Im Juni 1963 wechselte er als wiss. Mitarbeiter an das Institut für Strömungsmechanik von Prof. Truckenbrodt, wo er an seiner Dissertation arbeite, aber auch maßgeblich an der Planung und Schaffung der neuen Studienrichtung Luft- und Raumfahrt an der TH München beteiligt war. Mit der Berufung von Prof. Harry O. Ruppe auf den neu gegründeten Lehrstuhl für Raumfahrttechnik wechselte Igenbergs 1966 in der Funktion als Oberingenieur an diesen Lehrstuhl.
Im Jahr 1968 promovierte Igenbergs zum Thema „Beiträge zur magnetogasdynamischen Staupunkströmung“. In den Jahren 1970 und 1971 ging Igenbergs als Postdoctoral Research Associate an das renommierte NASA George C. Marshall Spaceflight Center in Huntsville, Alabama, USA, wo er mit einer genialen Erfindung die Forschungen an einem Teilchenbeschleuniger maßgeblich vorantrieb. Die Ergebnisse führten im Mai 1974 schließlich zur Habilitation (Titel „Ein neuer Beschleuniger für die Simulation von Mikrometeoriten“) für das Gebiet Raumfahrttechnik und gleichzeitiger Ernennung zum Privatdozenten. Im Jahr 1978 schließlich wurde Prof. Igenbergs als Extraordinarius and den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik von Prof. Ruppe berufen.
Neben der Bearbeitung raumfahrttechnischer Grundlagen widmete sich Igenbergs vor allem der experimentellen Plasmaphysik und der Entwicklung von Raumflugexperimenten. Mit dem zwischenzeitlich von der NASA an den Lehrstuhl umgezogenen und dort neu aufgebauten Teilchenbeschleuniger legte Igenbergs den Grundstein für eine Vielzahl von Forschungsprojekten gefördert durch die DFG, DLR und ESA. Dieser Beschleuniger war mit seinem erreichbaren Geschwindigkeits-Massenbereich weltweit einzigartig. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeiten war die Systemtechnik, die er seit 1981 mit seinen neuen Vorlesungen Grundlagen der Systemtechnik und Angewandte Systemtechnik äußerst erfolgreich in der Lehre etablierte.
Bei einem Forschungsaufenthalt an Tokyo Institute of Technology in den Jahren 1985/86 erhielt er das Angebot, auf der japanischen MUSAS-A Mission ein ein Kilogramm schweres Experiment mitzufliegen. Dies führte zur Entwicklung des Munich Dust Counters, einem Experiment zur Erforschung des kosmischen Staubes, das im Januar 1990 erfolgreich gestartet wurde. Weitere Meilensteine waren die Entwicklung des Munich Space Chairs, einer Fixierhilfe für Astronauten, die erfolgreich auf der Raumstation MIR eingesetzt wurde, sowie eine verbesserte Version des Munich Dust Counters für die japanische Marsmission Planet-B.
Nach der Emeritierung von Prof. Ruppe im Jahre 1994 führte Igenbergs das Fachgebiet Raumfahrttechnik erfolgreich weiter. Neben der Impaktphysik und der experimentellen Raumfahrt – Bereiche, die er weiterhin mit Begeisterung betrieb – baute er in der Folgezeit vor allem die Systemtechnik als Forschungsschwerpunkt mit vielen Industrie- und Drittmittelprojekten aus und sicherte damit auch personell und finanziell das Überleben der Raumfahrttechnik an der TUM.
Im Jahre 2001 wurde Prof. Igenbergs pensioniert. Da zu diesem Zeitpunkt die Nachfolge am Lehrstuhl für Raumfahrttechnik aber nicht geregelt war und eine Neuberufung leider in weiter Ferne lag, führte Igenbergs die Raumfahrttechnik in Forschung und Lehre im bisherigen Umfang mit Hilfe von wenigen Planstellen Mitarbeitern und hauptsächlich getragen von seinen Drittmittel Mitarbeitern und Drittmittelfinanzen erfolgreich weiter. Dies war für die Raumfahrttechnik an der TUM eine schwere Zeit. Die Aufopferung und Anstrengungen von Prof. Igenbergs haben sich gelohnt und wurden durch die Berufung von Prof. Walter auf den Lehrstuhl für Raumfahrttechnik im März 2003 belohnt. Prof. Igenbergs hat durch sein Herzblut und Engagement das Überleben der Raumfahrttechnik an der TUM gesichert. Herzlichen Dank dafür!
Auch am neu besetzten Lehrstuhl für Raumfahrttechnik war Igenbergs sehr aktiv. Er hielt weiterhin Vorlesungen, gab sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrungen im Forschungs- und Universitätsbetrieb weiter und prägte so neben seinen eigenen 60 Doktoranden weitere Generationen von Assistenten. Selbst als es ihm gesundheitlich schon sehr schlecht ging, suchte er den Kontakt zum Lehrstuhl und interessierte sich für das Wohlergehen „seiner“ Raumfahrt.
Rückblickend bleibt uns Eduard Igenbergs als Künstler, Humanist und Menschenfreund in Erinnerung, der es verstand, uns allen die größtmögliche Freiheit zu lassen, dabei aus allem das Beste herauszuholen und allem etwas Positives abzugewinnen. Sein Leitspruch, um seine Mitarbeiter und Studenten zu motivieren, ausgetretene Pfade zu verlassen, neue Ideen zu entwickeln und so zum Erfolg zu kommen, lautete: „Nimm den Traum aus den Gedanken, dann stünde dieser Dom nicht hier“.
Eduard, wie recht Du hattest – wir vermissen Dich!
Die Mitarbeiter des
Lehrstuhls für Raumfahrttechnik