Interview: Susanne Höcht, Fotos: Susanne Höcht
Flavia, was fasziniert dich an den Ingenieurswissenschaften und am Maschinenbau?
Ich habe mich schon immer dafür interessiert, wie Dinge/Maschinen funktionieren. An der TUM finde ich es toll, dass man im Master Maschinenbau viel über die verschiedensten Technologien lernen kann. Besonders interessiere ich mich seit dem Bachelor für das Thema Energietechnik und an der TUM kann man viel über erneuerbare Energiesysteme lernen.
Wie bist du zu deiner Studienwahl gekommen?
Ich wollte 2016 explizit zum Studieren nach Deutschland kommen, weil ich Halbdeutsche bin. Damals habe ich geschaut, was mich thematisch interessiert und welche Studiengänge es dazu gibt. Mit dem Bachelor in Ingenieurwissenschaften hier an der Technischen Universität München habe ich einen Studiengang gefunden, der etwas breiter und allgemeiner angelegt ist. Das war für mich zu dem Zeitpunkt besser, weil ich noch nicht wusste, worauf ich mich spezialisieren wollte.
Am Masterstudiengang Maschinenbau hat mich dann fasziniert, dass die Fächerwahl sehr offen ist. So konnte ich mein Studium so gestalten, wie es meinen Interessen entsprach und wie es für mich und meine Zukunft sinnvoll erschien.
Hattest du bereits mit Ende deines Bachelorstudiums die Vorstellung, dass du in den Bereich der Windenergie gehen möchtest?
Nein, das hatte ich nicht. Mein Schwerpunkt lag damals auf den erneuerbaren Energien. Nach und nach bin ich durch die Belegung verschiedener Fächer auf das Thema Windenergie gestoßen. Außerdem habe ich viele Fächer am Lehrstuhl für Windenergie belegt und dort auch mein Forschungspraktikum absolviert.
Was ist das Thema deiner Masterarbeit?
Mein Thema lautet „Experimental wind tunnel study of the dynamic yaw control technique for faster wake recovery of wind turbines.”
Um was geht es bei deiner Masterarbeit?
Mein Thema ist eine experimentelle Arbeit, da es bisher nur wenige Simulationen zu diesem Thema gibt. Ich möchte das Potential einer neuen Steuerungstechnik für Windparks, Dynamic Yaw, herausfinden.
Windkraftanlagen in Windparks beeinflussen sich gegenseitig. In einem Windpark erzeugen die vorderen Turbinen (Upstream-Turbinen) eine Nachlaufströmung, welche durch geringere Strömungsgeschwindigkeiten und höhere Turbulenzen gekennzeichnet ist Diese verringerten Geschwindigkeiten haben zur Folge, dass die hinteren Turbinen (Downstream-Turbinen) deutlich weniger Energie produzieren. Diese Nachlaufeffekte führen auch zu einer höheren Belastung der Anlage und damit zu einem schnelleren Verschleiß. Um diese Effekte zu reduzieren, testen wir Dynamic Yaw an der Upstream-Turbine und beobachten Veränderungen in der Stromproduktion an der Downstream-Turbine.
Was ist das Besondere an dieser Arbeit?
Ich habe die Möglichkeit, ein neues Turbinenmodell im Windkanal zu testen. Es ist wirklich spannend, die Experimente durchzuführen, zu sehen, wie die Windturbinen funktionieren, die Parameter zu verändern und die Veränderungen in der Stromproduktion zu beobachten. Außerdem gibt es noch nicht so viele Forschungsergebnisse über Dynamic Yaw, so dass niemand weiß, was diese Steuerungstechnik leisten kann.
Warum hast du dich für dieses Thema entschieden?
Ich glaube, dass die Windenergie aufgrund der Energiewende in Zukunft enorm wichtig sein wird. Deshalb wird es immer wichtiger werden, Optimierungspotenziale von Windkraftanlagen zu testen.
Wo lagen bisher die Herausforderungen in der Masterarbeit für dich?
Bei einer experimentellen Arbeit hat man wirklich viele Probleme. Viele Probleme konnte ich trotz guter Planung nicht vorhersehen. Zum Beispiel waren im Dezember einige Teile nicht lieferbar, so dass ich vier Wochen lang nicht weiterarbeiten konnte. Die Herausforderung besteht darin, die Motivation aufrecht zu erhalten, nicht aufzugeben und weiterzuarbeiten. Dabei helfen mir meine Betreuer sehr. Ich bin sehr dankbar für ihre Unterstützung.
Welche Erfahrungen kannst du aus dieser Arbeit sowie deinem Studium für die Zukunft mitnehmen?
Zuerst einmal die technische Seite, denn ich möchte mich auch weiterhin mit dem Thema Windenergie beschäftigen. Dafür habe ich wirklich viel gelernt, sei es über die Funktionsweise von Windkraftanlagen oder wie man solche Modelle skaliert. Dazu kommen viele organisatorische Erfahrungen oder Troubleshooting.
Was möchtest du nach deinem Studium machen? Was sind deine beruflichen Pläne?
Nach dem Studium werde ich als Projektingenieurin in die technische Beratung gehen und im Bereich der erneuerbaren Energien arbeiten. So werde ich mich auch weiterhin mit dem Thema Windenergie beschäftigen.
Vielen Dank für deine Zeit, Flavia.