Interview und Fotos: Cornelia Freund
ED: Lass uns mit Deinem akademischen Hintergrund beginnen. Du hast Dein Bachelor-Studium Bauingenieurwesen abgeschlossen. Wie ist Dein bisheriger Weg verlaufen?
Paul Tuch: Es war jedenfalls eine aufregende Reise. Mathematik hat mir schon immer Spaß gemacht, und meine große Inspiration war, Bauwerke – echte Unikate ‑ zu gestalten. Das Bauingenieurwesen hat mir eine solide Grundlage in Mathematik und Physik vermittelt, und es ist faszinierend zu sehen, wie dieses Wissen mit den Prinzipien des Ingenieurwesens und der Konstruktion zusammenhängt. Welche Struktur gebe ich optimalerweise einer Brücke? Welche ökologisch verträglichen und ökonomisch vertretbaren Materialen verwende ich für welche Art von Beanspruchung? Es ist eine erfüllende Sache, sich mit der Zukunft unserer Landschaft und bebauten Umwelt auseinanderzusetzen.
Jetzt beschäftigst Du Dich im Master mit Computational Mechanics.
Am Anfang meines Studiums hätte ich nicht gedacht, Programmierer zu werden. Das ist ein großer Pluspunkt an der TUM: Jeder kann sich ausprobieren, individuell Schwerpunkte setzen, Stärken herauskristallisieren. In meinem Fall geht Computational Engineering noch einen Schritt weiter, indem es Berechnungswerkzeuge zur Analyse und Lösung technischer Probleme einsetzt. Dies hilft uns auch dabei, Systeme mit vielen Freiheitsgraden genau beschreiben zu können. Durch detailliertere Simulation können wir wiederum die auftretenden Phänomene besser verstehen und mit resultierendem Wissen ökonomischer und sicherer konstruieren.
Was hat Dich dazu inspiriert, Oberstufenschüler:innen Bauingenieurwesen zu vermitteln? Was sind deine Erfahrungen als Tutor?
Ich hatte schon immer eine Leidenschaft für ästhetische Gebäudegestaltung und habe gerne Verantwortung übernommen. In dem Projekt kann ich diese beiden Interessen miteinander verbinden und meine Erfahrungen mit jungen Menschen teilen. Wenn ich den Schülerinnen und Schülern neue Perspektiven eröffnen kann, wenn sie die Vielfalt und Bedeutung des Bauwesens kennenlernen, motiviert mich das, weiterzumachen.
Wie bringst Du den Schüler:innen Bauingenieurwesen so nahe, dass ihr Interesse geweckt wird?
Ich versuche, den Bezug zum Thema herzustellen und ihnen die realen Anwendungen des Bauingenieurwesens zu zeigen. Ich erkläre zum Beispiel, wie Ingenieur:innen Brücken, Wolkenkratzer und Infrastrukturen, die wir im täglichen Leben nutzen, entwerfen und bauen. Ich betone auch die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Praxis und zeige, wie wir Strukturen gestalten können, die einen positiven Einfluss auf die Umwelt haben.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Aspekt des Ingenieurwesens in der heutigen Welt. Wie beziehst du diesen Aspekt in deinen Fragerunden mit den Studieninteressierten ein?
Ich glaube, dass es wichtig ist, den Wert von Nachhaltigkeit frühzeitig zu vermitteln. Ich spreche über umweltfreundliche Baumaterialien, energieeffiziente Konstruktionen und die Rolle von Bauingenieur:innen bei der Schaffung einer nachhaltigeren Zukunft. Ich ermutige sie dazu, darüber nachzudenken, wie ihre Entscheidungen als Ingenieur:innen zu einer umweltbewussteren Gesellschaft beitragen können.
Was möchtest du den Schülerinnen und Schülern von Deiner Präsentation über Bauingenieurwesen mitgeben?
Vor allem möchte ich ihre Neugierde für das Ingenieurwesen wecken. Sie sollen sehen, dass Mathematik nicht nur ein Schulfach ist, sondern ein mächtiges Werkzeug, mit dem man bemerkenswerte Strukturen schaffen kann. Und ich hoffe, dass sie erkennen, dass es im Ingenieurwesen nicht nur darum geht, Dinge zu bauen, sondern auch darum, Probleme kreativ und analytisch zu lösen und einen positiven Einfluss auf das Leben der Menschen zu haben.
Wie werden sich Deine Erfahrungen und Kenntnisse auf Deine Karriere auswirken?
Mein Hintergrund im Bauingenieurwesen war ungemein wertvoll. Das Wissen über Konstruktionsprinzipien und Strukturanalyse hat mir eine solide Grundlage gegeben, um die fortgeschritteneren Aspekte in Computational Mechanics zu erforschen. Wenn ich verstehe, wie Dinge in der realen Welt aufgebaut sind, kann ich sie in der virtuellen Welt besser modellieren und analysieren. Ich kann noch nicht genau sagen, wohin mich mein Weg führt, eine Promotion würde ich derzeit aber nicht ausschließen.
Das Projekt
Von Student:innen für Schüler:innen: Bauingenieur-Studierende informieren auf lockere und motivierende Art in Schulen über ihren Studiengang und das Berufsbild Ingenieur:innen im Bauwesen. Im Rahmen von Informationstagen oder P-Seminaren an Schulen geben die Mitarbeitenden des Projektteams „Nachwuchsförderung“ Schülern die Möglichkeit, ihre individuellen Fragen zu Studium und Beruf zu stellen. Um dem wachsenden Bedarf an Ingenieuren und Ingenieurinnen im Bauwesen in Deutschland gerecht zu werden, haben der VBI Bayern und die Technische Universität München das Konzept für die Informationsangebote an Gymnasien und Fachoberschulen entwickelt.
Junge Menschen erhalten einen authentischen Einblick in den Studienalltag und einen realistischen Ausblick in das spätere Arbeitsleben. Vorteil der Information durch Studierende ist, dass sie selbst erst vor kurzem in der gleichen Situation waren und die Fragen der Schüler:innen aus eigener Erfahrung beantworten können. Das im Projektteam entwickelte Konzept hat sich mittlerweile an 30 Schulen in und um München als lebendige und interaktive Road-Show etabliert.
Links und Kontakt
Kontakt für interessierte Schulen: ing.bm@ed.tum.de
Informationen zum Studiengang Bauingenieurwesen B.Sc.
Video zum Studiengang Bauingenieurwesen B.Sc.