Themen
Elf Lehrstühle und Professuren sowie das Fraunhofer Institut für Bauphysik und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als externe Partner bilden als Kerngruppe der Initiative reused.TUM.de den Großteil der mit Bestandsbauten befassten Fachgebiete der Architektur, Restaurierung und des Bauingenieurwesens ab und bündeln die an der TUM und im näheren Umfeld vorhandenen Kompetenzen. Innerhalb dieser Allianz bilden sich kleinere Teams, um speziellen Fragestellungen nachzugehen: einerseits kann so zielgerichtet in maßgeschneiderten Kooperationen geforscht werden, anderseits bleibt die Initiative durch schlanke administrative Strukturen beweglich. Sowohl aus dem Umfeld der beteiligten Fakultäten wie auch über das universitäre Umfeld hinaus ist das Andocken weiterer Partner für einzelne Projekte erwünscht. Von Beginn an sind weitere Fachgebiete in die Lehrkooperationen eingebunden und mit der Zunahme konkreter Forschungsansätze wird sich der Kreis der Beteiligten sukzessive erweitern.
Methodik und Systematik
Elf Lehrstühle und Professuren sowie das Fraunhofer Institut für Bauphysik und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege als externe Partner bilden als Kerngruppe der Initiative reused.TUM.de den Großteil der mit Bestandsbauten befassten Fachgebiete der Architektur, Restaurierung und des Bauingenieurwesens ab und bündeln die an der TUM und im näheren Umfeld vorhandenen Kompetenzen. Innerhalb dieser Allianz bilden sich kleinere Teams, um speziellen Fragestellungen nachzugehen: einerseits kann so zielgerichtet in maßgeschneiderten Kooperationen geforscht werden, anderseits bleibt die Initiative durch schlanke administrative Strukturen beweglich. Sowohl aus dem Umfeld der beteiligten Fakultäten wie auch über das universitäre Umfeld hiNur im theoretischen Diskurs kann ein tragfähiges Fundament für den praktischen Umgang mit gebautem Bestand erarbeitet werden. Die Fragestellungen sind hierbei so vielfältig wie die Zielobjekte. Ein wachsendes öffentliches Bewusstsein für die Frage des Umgangs mit dem gebauten Erbe erfordert eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Herangehensweisen, deren Bandbreite von der Restaurierung oder Instandsetzung bis zum Weiterbauen des Bestands reicht. Neu zu denken sind, neben der technischen Machbarkeit, vor allem entwerferische Antworten auf die gestalterischen Herausforderungen von Bestandsarchitektur, damit der Umbau dem Neubau in der gesellschaftlichen Rezeption nicht länger nachsteht. Historische Wissenschaften wie Bau- und Kunstgeschichte sowie die Historische Bauforschung tragen maßgeblich zum Verständnis des Forschungsgegenstands bei. Der Blick zurück erfasst aber nicht nur die bisherige Entwicklung, sondern liefert aufschlussreiche Erkenntnisse für Empfehlungen zum zukünftigen Umgang mit dem architektonischen Bestand. Besonders drängend, jedoch bei Weitem nicht exklusiv, reißen die (noch) zahlreich überkommenen jüngeren Bauwerke und jungen Denkmale Fragen zur Klassifizierung und wissenschaftlichen Methodenentwicklung von massenkompatiblen Maßnahmen zur Bestandserhaltung an. In der Folge ergeben sich Räume für Diskussionen zur Materiellen Kultur und zu ethischen Fragen wie beispielsweise der identitätsstiftenden Wirkung der Bauwerke unserer Vorfahren aber auch zu Orts- oder Materialabhängigkeiten. Konservierungswissenschaft und Kunsttechnologie ergänzen das Spektrum um analytische und naturwissenschaftliche Aspekte und um das hochaktuelle Feld der Präventiven Konservierung. Forschungsthemen zur Systematik schließen alle dokumentierenden und erfassenden Disziplinen ein, aber auch die wichtige Diskussion zur Visualisierung und Zugänglichkeit von Informationen. Zu ersteren gehören Methoden und Techniken der Bauaufnahme und Baudokumentation, die konstruktive und systemische Erfassung historischer Tragwerke und Konstruktionen, Zerstörungsfreie Prüfmethoden und Verfahren der Modellbildung; zu letzteren der Ausbau von Bauteilsammlungen aber auch neue, digitale Optionen wie Datenbanken zu Beständen oder Werkstoffen sowie die Entwicklung einer digitalen Form des Häuserbuchs.naus ist das Andocken weiterer Partner für einzelne Projekte erwünscht. Von Beginn an sind weitere Fachgebiete in die Lehrkooperationen eingebunden und mit der Zunahme konkreter Forschungsansätze wird sich der Kreis der Beteiligten sukzessive erweitern.
Optimierung von Herangehensweisen, Novellierung normativer Vorgaben und Strategien
Trotz aller Forderungen: Innerhalb der aktuellen Baupraxis ist Umbau eher eine Ausnahme. Das war nicht immer so. Über Jahrhunderte hinweg war Umbau das übliche architektonische Verfahren. Man konnte es sich einfach nicht leisten, auf bereits Gebautes als vorhandene Ressource zu verzichten. Erst mit der Moderne haben sich die Materialien und Werkzeuge so weit verändert, dass Abriss und Neubau eine echte Option darstellen. Mittlerweile ist der gesamte Gebäudekreislauf in Hinblick auf Abbruch und Neuerrichten optimiert. Umgestaltung oder Erweiterung großer Strukturen sind dagegen ökonomisch nur schwierig zu rechtfertigen. Integrative Material- und Werkstoffforschung setzen, im Zusammenspiel mit der Analyse von bestehenden Konstruktionen und Tragwerken, der Historischen Bauforschung und der Konservierungswissenschaft, erstmals ein ganzheitliches Konzept entgegen. Erkenntnisse aus typologischen Analysen unter Einbeziehung moderner Erfassungsmedien, wie z. B. dem digitalen Häuserbuch, und eine subsequente Klassifizierung von Bestandsbauten dienen als Plattform für die Konzeption architektonischer Lösungen. Obgleich die Ökonomie ausschließlich ihren eigenen Rahmenbedingungen folgt, entstehen so jenseits davon unzählige gute Gründe für ein nachhaltigeres Verfahren. Parteiübergreifend ist es daher politischer Wille, die Umbaurate deutlich zu steigern, sogar zu verdoppeln. Vollkommen unabhängig davon, ob man dieses Ziel für ehrgeizig genug hält: Ohne gesetzliche Änderungen wird es nicht zu erreichen sein. Mit einer Bauordnung, die sich im Wesentlichen am Neubau orientiert, wird man nicht deutlich mehr Umbau erzeugen können. Zu groß sind die darin enthaltenen Beschränkungen hinsichtlich Brandschutz, Akustik, Bauphysik etc. Die restriktive Rechtsprechungspraxis tut ein Übriges. Zukünftig wird eine Anpassung und Optimierung von Maßnahmen zur energetischen Ertüchtigung benötigt, um dem historischen Bestand gebührend Rechnung zu tragen. Forschungsansätze zur Gebäudeklimatik müssen neben dem Komfort der Nutzer auch die Abstimmung der Maßnahmen auf die vorhandenen Materialien und baulichen Strukturen zum Ziel haben. Und dann die Kosten: Solange graue Energie in die Investitionskostenrechnungen nicht eingeht, wird sich ein Abbruch immer günstiger darstellen. Schließlich wird auch über gesellschaftliche Sicherheits- und Komfortvorstellungen zu reden sein. Nicht jeder Umbau kann hinsichtlich der vorhandenen Standards ein besserer Neubau sein. Großes Potential bietet die Erhaltung und Ertüchtigung von Infrastrukturbauten. Sie sind nicht nur in enormer Zahl vorhanden, nutzungsimmanent besteht auch ein erheblicher Druck, Sanierungsprozesse zu optimieren. Jedoch auch für Hochbauten gilt es, Methoden aus Restaurierung und Denkmalpflege abzuleiten und für große Bauwerkszahlen zu adaptieren.
Technische und technologische Innovationen, Praktische Anwendung, Werkstoffforschung
Technische und technologische Innovationen beeinflussen den Umgang mit bestehenden Baustrukturen in vielfältiger Hinsicht von der Erfassung und Prüfung mit neuartigen, berührungs- oder zerstörungsfreien Methoden bis hin zur Anwendung neu- oder weiterentwickelter Konservierungs- oder Instandsetzungstechniken. Themen der Bauphysik und Bauchemie herrschen bei der anwendungsbezogenen Forschung vor: Bauschäden, energetische Optimierung und Gebäudeklimatik gehören zu den ingenieurwissenschaftlichen Aspekten der Bauwerkserhaltung. Wichtig für die Ableitung von innovativen Herangehensweisen für die Instandsetzung oder Sanierung bestehender Bauten ist der stetige und kritische Dialog mit der Praxis des Bauwesens und der Restaurierung. Einen grundlegenden Beitrag liefern die Konservierungswissenschaft und die Kunsttechnologie mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen zu Bau- und Werkstoffen sowie die Historische Bauforschung und die systemische Tragwerksanalyse mit Befunden zu historischen Konstruktionen. Ein Fokus der praxisorientierten Forschung ist auch die Präventive Konservierung. Bauteilsammlungen dienen zum einen als Archivierungsmöglichkeit für spezielle architektonische Elemente, wie Fenster und Türen, sind aber auch als wertvolle Informationsquelle nicht zu unterschätzen, die eine Grundlage für die Weiterentwicklung von Bauteilen und Werkstoffen, beispielsweise von Dämmstoffen, bilden. Datenbanken zu Gebäudebeständen, Bauwerkstypen oder Werkstoffen erschließen auf innovative Weise Datensätze und verbessern die Zugänglichkeit von Informationen entscheidend.